Kirgistan

Gebirgslandschaft Kirgistan

Partnerschaftliche Entwicklungs- und Sozialarbeit

Global Team arbeitet seit 2015 mit zwei Partnerorganisation in Kirgistan. Das Arbeitsgebiet liegt hauptsächlich in der Region um die Hauptstadt auf ungefähr 800 m über dem Meeresspiegel am nördlichen Rand des bis zu 4.875 m hohen westlichen Teils des Tian-Shan-Gebirges, welches der Gegend nach Süden hin eine imposante Kulisse gibt. Es herrscht ein kontinentales Klima mit heißen Sommern, aber auch kalten Wintern. Folgende Projekte werden finanziell und mit Fachberatung unterstützt:

 

TAASIR - Entwicklung von Hilfsmittel für Kinder mit Behinderungen

Ende 2019 wurde ein Pilotprojekt für die örtliche Herstellung von Behindertenhilfsmittel für Kinder gestartet. Es gibt bisher keine therapeutischen Hilfsmittel, die lokal produziert werden und für betroffene Familien zur Verfügung stehen. Die Betroffenen nehmen, was sie kriegen können – jedoch kann sie kaum jemand richtig anpassen und einstellen. Es gibt keine Möglichkeit, ein Hilfsmittel vor dem Kauf zu testen, um sicherzugehen, dass es auch wirklich passt.

Seit Januar 2021 packen die Mitarbeiter vor Ort die Marktlücke an: Es wurden Prototypen eines Therapiestuhls und einer Gehhilfe so weit entwickelt und getestet, dass sie in einer kleinen Stückzahl gebaut und verkauft werden können.

Mittlerweile werden in Bishkek die folgenden Produkte zum Verkauf angeboten:

  • Therapiestühle
  • Gehhilfen
  • therapeutische Schaukelpferde
  • Balancierbretter
  • Sprossenwände

Produktfotos finden sich u.a. auch auf der TAASIR Instagramm Seite.

Damit das Projekt langfristig die Situation in Kirgistan verbessert, werden die Hilfsmittel zu kostendeckenden Preisen verkauft – so soll das Projekt unabhängig von Finanzen aus dem Ausland werden.

Aus diesem Grund ist das Projekt sehr daran interessiert, ihr Netzwerk zu anderen Inklusions- und Behindertenorganisatonen in Kirgistan und auch in Nachbarländern auszubauen. Diese können sowohl die Produkte erwerben, als auch bei der Entwicklung neuer Hilfsmittel mitwirken. Wir stellen gerne entsprechende Kontakte her! Schreiben sie uns bitte über das Kontaktformular. (Stand: Dezember. 2022)

 

 

Inklusion

Bei der letzten offiziellen Erhebung des kirgisischen Sozialministerium gab es in Kirgistan 25.346 behinderte Kinder (Stand 2012, Alter 0-18 Jahren). Davon lebten im Projektgebiet unseres Partners 250 behinderte Kinder ohne jedes Bildungsangebot.

Das Ziel des Projektes ist, dass eines Tages alle behinderten Kindern an diesem Ort eine Chance auf Bildung bekommen und möglichst nach Durchlauf des Förderprogrammes in eine Regelschule wechseln können.

Im Schuljahr 22/23 gibt es drei Förderklassen mit 17 Kindern (7 Mädchen, 10 Jungen). Aus dieser Gruppe erhalten sechs Kinder auch Physiotherapie. 18 Kinder werden regelmäßig mit therapeutischen HIlfsmitteln versorgt.

Seit Beginn des Projektes haben sechs Kinder den Übergang in eine Regelschule geschafft. Insgesamt profitierten 45 Kinder von dem Projekt, 38 davon regelmäßig.

Folgende Maßnahmen werden durchgeführt, um die o.g. Ziele erreichen zu können:

  • Förderklassen
  • Inklusionsprogramm in den Regelschulen
  • Familienbegleitung

Diese Arbeit setzt starke Akzente gegen die landläufige Meinung, dass diese Kinder eigentlich nutzlos und „förderungsunwürdig“ seien.

Die Behinderung der Kinder erfordert einen hohen Betreuungsschlüssel, was die Kosten in die Höhe treibt. Nach Abzug der Eigenbeiligung der Eltern verbleibt der monatliche Bedarf von ca. 200 Euro pro gefördertem Kind, den wir über Spenden finanzieren müssen (Stand: Januar 2023).

 

Gewaltprävention

In Kirgistan gibt es weltweit die meisten Zwangsheiraten. Zwanzig Prozent der geschlossenen Ehen sind das Ergebnis von Brautentführungen. Frühe Schwangerschaften sind weit verbreitet. In den südlichen Grenzregionen zu Usbekistan und Tadschikistan gibt es noch die Praxis der Verwandtenehen.

Der Süden von Kirgistan ist stark patriarchalisch geprägte. Gewalt gegen Frauen kommt in allen Gesellschaftsschichten vor. Sie werden belästigt, diskriminiert und vergewaltigt, manche sogar getötet. Allein im Jahr 2019 wurden nach Angaben des Innen- ministeriums mehr als 8.000 Fälle von häuslicher Gewalt registriert, von denen aber nicht einmal sieben Prozent vor Gericht kamen. 2018 starben 68 Menschen im Land an den Folgen von häuslicher Gewalt.

Gewalterfahrungen haben tiefgreifende Auswirkungen auf das Leben der Opfer. Sie erleben Diskriminierung in allen Lebensbereichen. 2020 wurde deshalb ein Pilotprogramm zur Gewaltprävention in der Stadt Dschalalabad durchgeführt. Der Gouverneur bat darum, diese Arbeit auf seine gesamte Provinz auszuweiten.

Global Team arbeitet in Kirgistan mit der Organisation Nasch Golos zusammen, die diese Arbeit tut. Durch Aufklärung versuchen die Mitarbeiter, der Gewalt gegenüber Frauen vorzubeugen. Religiöse Führer, Mitarbeiter von Behörden und Ehrenamtliche sollen dafür gewonnen und ausgebildet werden. Sie moderieren einen öffentlichen Dialog, durch den sich hoffentlich die Einstellung und Verhaltensweise der männlichen Bevölkerung ändert. Auf diese Weise will das Projekt viele Menschen erreichen (Stand: Februar 2023).